Das OECD hatte im März 2017 in Bonn eine Studie vorgestellt, in der erarbeitet wurde, wie der wertorientierte Ansatz von Patientensicherheit auf nationaler Ebene gestärkt werden könnte.

Im 19. Jahrhundert galten Krankenhäuser als gefährliche Orte für erkrankte Menschen. Dies hat sich zum Glück durch die fortgeschrittene Medizintechnik und die verbesserte Medizin und Gesundheitsvorsorge geändert. Dennoch kommt es auch heute noch immer zu leidvollen Vorfällen, deren Folgen im Jahr 2004 von der WHO wie folgt definiert wurden: »…Beeinträchtigung der Struktur oder Funktion des Körpers und/oder jedwede schädlichen Auswirkungen, die sich daraus ergeben, einschließlich Erkrankungen, Verletzungen, Leid, Behinderung und Tod. Die Beeinträchtigung kann physisch, sozial oder psychisch sein.«

Die Studie konzentriert sich auf die Wirtschaftlichkeit der Patientensicherheit. Der Begriff Wirtschaftlichkeit betrifft in diesem Zusammenhang die effektivste und effizienteste Verteilung knapper Ressourcen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. So wirft die Studie einen Blick auf die Kosten, die durch Fehler bei der Patientensicherheit entstehen und versucht, einen wertorientierten Ansatz zu finden, der aufzeigt, welche Investitionen in die Patientensicherheit in einem ressourcenbeschränkten Kontext getätigt werden müssen.

Der Preis der Fehler
Die Schädigung von Patienten liegt auf Platz 14 der globalen Krankheitslast, gleichauf mit Tuberkulose und Malaria. Betroffen sind hauptsächlich Entwicklungsländer.

Die finanziellen Auswirkungen des Sicherheitsversagens sind erheblich. Etwa 15 Prozent der gesamten Krankenhausaktivitäten und -ausgaben sind eine direkte Folge unerwünschter Ereignisse, z. B. Folgeschäden wie venöse Thromboembolien, Druckgeschwüre und Infektionen. Auch zeigt die Forschung, dass falsche oder verspätete Diagnosen ein erhebliches Problem darstellen. Einige Studien gehen davon aus, dass jeder Erwachsene in den Vereinigten Staaten einmal im Leben Schaden durch einen Diagnosefehler erfahren wird. Doch viele unerwünschte Ereignisse sind vermeidbar. Als Beispiel führt die vorliegende Studie die Verbesserung der Patientensicherheit durch Vorsorge in US Medicare-Krankenhäuser auf, die zwischen 2010 und 2015 geschätzte 28 Milliarden US-Dollar eingespart hat.

Die meisten Forschungen konzentrieren sich auf die Krankenhausumgebung. Schätzungen variieren, aber rund einer von zehn Patienten kann während eines Krankenhausaufenthalts geschädigt werden, z. B. durch therapieassoziierte Infektionen, VTE oder Medikamentenfehler. Eine portugiesische Studie von Krankenhausddaten schätzt, dass drei von fünf unerwünschten Ereignissen bei älteren Patienten auftraten. Die häufigsten Probleme ergaben sich durch chirurgische Eingriffe (27 Prozent), Medikamentenfehler (18,3 Prozent) und therapieassoziierte Infektionen (12,2 Prozent).

Es wird geschätzt, dass etwa 5 Prozent der erwachsenen Patienten in den Vereinigten Staaten diagnostische Fehler in ambulanten Behandlungseinrichtungen erfahren. Eine australische Studie identifizierte Medikamentenfehler (50 Prozent) und Diagnostik (14 Prozent) als die häufigsten Arten von Schädigungen. Die Ergebnisse einer deutschen Studie, die die Schadensdeterminanten in der Primärversorgung untersuchte, deutet darauf hin, dass die Mehrheit der unerwünschten Ereignisse mit Pflegeabläufen zusammenhängt, von denen 26,1 Prozent auf das Fehlen von Kenntnissen/Fähigkeiten bei den Dienstleistungserbringern zurückzuführen sind.

Insgesamt geht die Forschung davon aus, dass Patientenschädigungen und unerwünschte Ereignisse in Krankenhäusern etwa 15 Prozent der akuten Gesundheitsausgaben eines klassisch entwickelten Landes ausmachen.

Die komplette Studie (in der englischen Sprache) finden Sie hier.

Im zweiten Teil der Studienzusammenfassung, der heute in einer Woche erscheint, werfen wir einen Blick auf Investitionen in die Patientensicherheit.