Das OECD hatte im März 2017 in Bonn eine Studie vorgestellt, in der erarbeitet wurde, wie der wertorientierte Ansatz von Patientensicherheit auf nationaler Ebene gestärkt werden könnte.
Die Studie konzentriert sich auf die Wirtschaftlichkeit der Patientensicherheit. Der Begriff Wirtschaftlichkeit betrifft in diesem Zusammenhang die effektivste und effizienteste Verteilung knapper Ressourcen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. So wirft die Studie einen Blick auf die Kosten, die durch Fehler bei der Patientensicherheit entstehen (unsere Zusammenfassung finden Sie hier) und versucht, einen wertorientierten Ansatz zu erforschen, der aufzeigt, welche Investitionen in die Patientensicherheit in einem ressourcenbeschränkten Kontext getätigt werden müssen. Darauf konzentrieren wir uns im heutigen zweiten Teil der Studienzusammenfassung.
Wie können Fehler vermieden werden und welche Investitionen in die Patientensicherheit bieten sich an?
Das Gesundheitswesen ist und wird weiterhin eine Hochrisikobranche bleiben. Kompromisse zwischen Risiken und Nutzen medizinischer Eingriffe müssen immer wieder vor dem Hintergrund getroffen werden, dass 17 Prozent aller Krankenhausaufenthalte von einer oder mehreren unerwünschten Ereignissen betroffen sind, wovon 30 bis 70 Prozent vermeidbar wären. Würden alle zur Verfügung stehenden Mittel und Wege ausgeschöpft, um unerwünschte Ereignisse zu verhindern, würden weniger Krankenhaustage verschwendet und Kosten eingespart werden. Australien und das Vereinigte Königreich könnten 500.000 Krankenhaustage freimachen. In Spanien wären es 154.000, in Schweden 129.000.
Die Studie zeigt auf, dass OECD-Länder auf berufliche Aus- und Weiterbildung, klinische Governance-Systeme, Sicherheitsstandards sowie Strategien zur Patienteneinbindung setzen. Die Entwicklung einer Kultur, die der Sicherheit förderlich ist, ist ebenfalls entscheidend.
Im Vergleich zu anderen Hochrisikobranchen ist eine systematische Risikobewertung und ein rationaler Ansatz zur Bewältigung systemweiter Präventions- und Ausfallkosten traditionell im Gesundheitswesen nicht üblich. Dabei kann z. B. ein klinisches Risikomanagement Kliniken vor Schäden schützen bzw. die Folgen dieser eindämmen. Es hat u. a. die Steigerung der Patientensicherheit durch präventive Maßnahmen, das Schaffen von Transparenz für Risikofaktoren in Behandlungsprozessen oder die Senkung von Haftpflichtschäden zum Ziel. So müssen Krankenhäuser ein patientenorientiertes Beschwerdemanagement etablieren und ein einrichtungsübergreifendes Fehlermeldesystem einführen.
Auch die DIN EN 15224, die einen Standard für Qualitätsmanagementsysteme im Gesundheitswesen definiert und den Punkt «Risikomanagement» beinhaltet, konzentriert sich explizit auf klinische Risiken. Diese Norm harmonisiert die europaweit unterschiedlichen Auffassungen des Qualitätsmanagements von medizinischen Dienstleistungen. Sie bietet Organisationen einen roten Faden, u. a. zu Themen wie Patientensicherheit, Kontinuität der Versorgung, angemessene/richtige Versorgung etc.
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Die komplette Studie (in der englischen Sprache) finden Sie hier.